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„Für eine grünere Zukunft“

Interview mit Cetin Tecdelioglu, Präsident des IDDMIB

Interview Cetin Tecdelioglu werkzeugforum.de
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Cetin Tecdelioglu, Jahrgang 1971, ist Präsident des Istanbuler Verbands der Exporteure von Eisen- und Nichteisenmetallen (IDDMIB). Der Verband vertritt die Interessen von rund 10.000 türkischen Industrieunternehmen mit 850.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von 25 Mrd. Dollar.
Die Redaktion werkzeugforum.de traf Cetin Tecdelioglu Anfang März 2024 im Rahmen der Internationalen Eisenwarenmesse in Köln zum Interview.

Herr Tecdelioglu, die Eisenwarenmesse 2024 ist in vollem Gange und die Präsenz türkischer Unternehmen ist beeindruckend – rund 130 Aussteller aus Ihrem Land sind in Köln vertreten. Welche Produktpalette zeigen sie?

Tecdelioglu: Ja, das ist wahrlich beeindruckend. Wir sind die fünftgrößte Ausstellernation nach China, Taiwan, Deutschland und Italien. Unsere Unternehmen zeigen die gesamte Bandbreite des Hartwarenhandels: von Autozubehör über Elektrowerkzeuge bis hin zu Werkstatteinrichtungen.

 

Wie viele Unternehmen sind in Ihrem Verband organisiert?

Bei uns sind rund 10.000 türkische Unternehmen mit insgesamt 850.000 Beschäftigten organisiert. Unsere Branche erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von 25 Milliarden Dollar, davon werden 13 Milliarden Dollar exportiert. Unser wichtigster Handelspartner ist die EU, insbesondere Deutschland.

 

Welche Erwartungen und Ziele haben die türkischen Aussteller an die Messe?

Die Zollunion zwischen der Türkei und der EU besteht seit 1996. Seitdem haben sich die Handelsbeziehungen zwischen unseren Ländern stetig verbessert. Diese Beziehungen weiter auszubauen, ist eines unserer Ziele. Eine Leistungsschau wie hier in Köln wird dazu beitragen, dass wir noch stärker als verlässlicher Partner wahrgenommen werden.

 

Mit welchen Vorteilen können türkische Unternehmen punkten?

Die Türkei gehört geografisch – zumindest teilweise – zu Europa. Wir sind räumlich sehr nah und logistisch über Land, Luft, per Schiene und auf dem Seeweg bestens angebunden. Das sorgt für stabile Lieferketten. Darüber hinaus verfügen wir über ein exzellentes Banken- und Versicherungswesen, das die Basis für verlässlichen Handel bildet.

 

Warum sollen europäische Unternehmen in der Türkei produzieren?

Unsere Unternehmen sind schnell und flexibel. Wir produzieren nach hohen Qualitätsstandards und internationalen Zertifizierungen. Und wir produzieren nachhaltig. Derzeit stammen 40 Prozent der für die Produktion benötigten Energie aus regenerativen Quellen. Bis 2027 wollen wir diesen Anteil auf 60 Prozent steigern. Daher auch unser Motto: „Für eine grünere Zukunft“.

Meine Vision für die Zukunft ist, gemeinsam mit Europa auf dem Weltmarkt zu bestehen.Cetin Tecdelioglu, Präsident des IDDMIB

 

Welche aktuellen Trends sehen Sie als besonders relevant an?

Neben einer nachhaltigen und umweltschonenden Produktion bietet vor allem die Digitalisierung große Chancen für unsere Unternehmen. Dazu gehört die Einführung von Mess- und Kontrollsystemen in der Produktion zur Steigerung von Qualität, Effizienz und Sicherheit.

Ein weiterer Trend ist das sogenannte „Design for All“. Dabei geht es darum, Produkte und Dienstleistungen – aber auch die Produktion selbst – so zu gestalten, dass sie von allen Menschen genutzt werden können, unabhängig von ihren persönlichen Fähigkeiten oder Eigenschaften: Männer, Frauen, Menschen mit Behinderungen etc. Zugänglichkeit, Benutzerfreundlichkeit und Inklusion sind von zentraler Bedeutung.

 

Stichwort Globalisierung: Welches Interesse haben türkische Unternehmen am deutschen und europäischen Markt?

Seit Inkrafttreten der Zollunion 1996 ist die Türkei ein bedeutender Zulieferer für die Automobilindustrie und viele weitere Branchen. Türkische Ingenieure arbeiten seitdem Seite an Seite mit deutschen und europäischen Kollegen.

In den EU-Ländern leben sechs Millionen Türken, davon allein 3,5 Millionen in Deutschland. Wir haben eine große Verantwortung, die multinationalen Beziehungen kontinuierlich zu fördern.

Meine Vision für die Zukunft ist, gemeinsam mit Europa auf dem Weltmarkt zu bestehen. Deutschland kommt dabei eine Führungsrolle zu.

 

Abschließend, Herr Tecdelioglu, was motiviert Sie persönlich, sich täglich für die Förderung der türkischen Metallindustrie einzusetzen?

Mein eigenes Unternehmen hat seine Wurzeln in einer 1880 gegründeten Schmiedewerkstatt und existiert bereits in vierter Generation. Eine solch lange Tradition basiert auf einer starken Unternehmenskultur, Innovationen sowie langfristigen, verlässliche Perspektiven für Mitarbeiter und Kunden.

Diese Werte auf meine Arbeit als Präsident zu übertragen und zu leben, das ist das, was mich antreibt und was mich glücklich macht.

 

Herr Tecdelioglu, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

 

Das Interview führte Josef Schneider

 

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