Erstmals seit 500 Jahren ist ein Großteil der Alten Prokuratien am Markusplatz in Venedig für die Öffentlichkeit zugänglich. Befestigungssysteme von fischer spielten bei der Restaurierung der Procuratie Vecchie eine besondere Rolle.
Drei miteinander verbundene Gebäude umrahmen den Markusplatz in Venedig, die sogenannten Prokuratien. Im Norden befinden sich die Alten Prokuratien (Procuratie Vecchie), im Westen der napoleonische Flügel und im Süden die Neuen Prokuratien (Procuratie Nuove).
Sie dienten den Prokuratoren von Sankt Markus als Wohn- und Arbeitsstätte. Diese städtischen Beamten hatten in der Markusrepublik nach den Dogen (Staatsoberhäuptern) die höchstrangigste Position inne. Ihre Aufgabe bestand darin, sich um die Vermögensverwaltung des Markusdoms zu kümmern. Daneben verantworteten sie Testamentsvollstreckungen, Stiftungen, die Planung sowie Verwaltung der Stadt und gaben Bauaufträge.
Procuratie Vecchie
Der Doge Andrea Gritti errichtete die Alten Prokuratien in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Von 2017 bis 2022 restaurierten Fachhandwerker den 152 Meter langen, dreistöckigen Bau mit seiner durch Arkaden und Friese gegliederten Fassade. Im Innenbereich entstanden dabei 12.000 m² Nutzfläche. Beteiligt waren die Versicherungsgesellschaft Generali Gruppe als Eigentümerin des Gebäudes, David Chipperfield Architects (Berlin/London/Mailand/Shanghai) und das Generalunternehmen RDE Sacaim SpA (Venedig). An ihrer Seite stand die Unternehmensgruppe fischer, die eine Reihe an Befestigungsprodukten zur Verfügung stellte.
Traditionelle Handwerkstechniken
Die Arbeiten umfassten die Sanierung von drei Obergeschossen. In den unteren beiden finden die Büros der Versicherungsgesellschaft künftig eine neue Bleibe. Die dritte Etage beherbergt The Human Safety Net, eine internationale, gemeinnützige Generali-Stiftung zur Unterstützung benachteiligter Menschen. Dort schufen die Beteiligten einen öffentlichen Zugang zu den Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen, den Arbeitsbereichen, einem Auditorium und einem Café. Bei den Restaurierungsarbeiten kamen einige der traditionellsten venezianischen Handwerkstechniken zum Einsatz: Terrazzo, Pastellone-Fußböden, Tünche auf den Ziegel-Oberflächen, Marmorino und venezianischer Putz.
Treppenanlagen aus Holz
Aufgrund der enormen Bedeutung des Projekts, erforderte die architektonische Gestaltung sowie die Auswahl der Produkte für die sorgfältige und behutsame Restaurierung, großes Geschick und Fachwissen. Maßgeblich verantwortlich hierfür war unter anderem die Firma Sacaim SpA, die seit 1920 in Venedig tätig ist. Dieses zuständige Generalunternehmen hat bereits bei zahlreichen Projekten mit der Unternehmensgruppe fischer zusammengearbeitet. fischer lieferte die Befestigungslösungen für das Restaurierungsvorhaben.
Der Ingenieur Daniele Penzo von Sacaim SpA erklärt: „Dies war ein ziemlich einzigartiges Projekt, da es aufgrund der Bausituation und wegen der Ansprüche des Planers notwendig war, die gleichen Methoden anzuwenden, die vor Jahrhunderten beim Bau der Alten Prokuratien verwendet wurden.“ Beispielsweise entstanden zwei monumentale Treppenanlagen komplett aus Holz. Die Ziegelsteine in den Mauern verlegten die Handwerker einzeln von Hand – allein für die Treppen etwa 200.000 Stück.
Erdbebensicher
„Alle neuen Decken wurden aus Holz gebaut. Einige ursprüngliche Decken wurden durch das Hinzufügen von Holzteilen an den Enden der Balken und die Wiederherstellung der Dielen renoviert“, sagt Daniele Penzo. „Die erdbebensichere Nachrüstung und die Anpassung der Tragfähigkeit dieser Decken wurde durch die Verwendung von Spezialschrauben, Metallverbindungen sowie die sichere Verteilung der Lasten und Kräfte ermöglicht.“ Dabei kamen die fischer Schrauben PowerFast II und das in Italien verfügbare perforierte fischer Aussteifungsband XBWB zum Einsatz. Alte Befestigungen, wie Holzstifte und Nietverbindungen, ersetzten die Handwerker mit fischer Schwerlastbefestigungen.
Alte Prokuratien für Öffentlichkeit zugänglich
Die Restaurierung der Alten Prokuratien ist Teil der Feierlichkeiten zum 190-jährigen Bestehen von Generali und einer breit angelegten Sanierungsinitiative für das Gebiet rund um den Markusplatz. Dazu gehören unter anderem auch die kürzlich wiedereröffneten Königlichen Gärten. Die Räumlichkeiten dienten bis 1989 als italienischer Hauptsitz des Versicherungsunternehmens. Nach den Restaurierungsarbeiten wird Generali nun in die Alten Prokuratien zurückkehren. Dank des erfolgreichen Projektabschlusses kann die Geschichte des Bauwerks bewahrt werden. Zugleich werden die Alten Prokuratien erstmals für die Weltöffentlichkeit freigeben und mit einer neuen Nutzung in die Zukunft geführt.
Fotos: fischer